Nachdem das Landgericht Köln im Oktober 2011 Verlage und ARD im Zuge des Streits um die Tagesschau-App zu Gesprächen aufforderte, haben sich gestern Vertreter der Zeitungsverleger und der öffentlich-rechtlichen Sender getroffen, um sich auf eine “Gemeinsame Erklärung” für künftige Berichterstattung im Internet zu einigen, so die Angaben des Branchendiensts “Meedia”.

Bei den Gesprächen geht es nicht nur um eine Lösung für die Tagesschau-App, sondern um die generelle Frage, in welcher Form die öffentlich-rechtlichen Sender Informationen im Netz anbieten können. Nach Ansicht der Verleger könnten die kostenfreien Angebote von ARD und ZDF den kostenpflichtigen Angeboten privatwirtschaftlicher Anbieter Konkurrenz machen. Dabei geht es vor allem um Angebote für mobile Geräte. Einen Entwurf für die “Gemeinsame Erklärung” haben beide Parteien schon vorbereitet. Dort heißt es u. a., dass die Sender ihren Schwerpunkt “in fernseh- und hörfunkähnlichen Angeboten” setzen, so die Angaben von “Meedia”. Auf der Verlegerseite sollten Text und Foto dominieren, “eine eigenständige nur video- und audiogeprägte Berichterstattung ist in den Angeboten der Verleger die Ausnahme”.

Die Redaktionskonferenz Online (RKO) empfahl SWR-Chef Peter Boudgoust, die die Erklärung nicht zu unterschreiben, da auch die ARD auf Berichterstattung in Textform nicht verzichten solle. Nach Angaben von “Meedia” bezeichnete die ARD den bekanntgewordenen Entwurf als veraltet und man suche nun nach Möglichkeiten, die Angebote unterscheidbar zu gestalten.

DJV: Online-Journalismus nicht amputieren

Der Deutsche Journalisten-Verband mahnte in einer Pressemeldung, dass beide Seiten eine zukunftsfähige Lösung für Online-Journalismus bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten finden müssen. Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken warnte davor, wesentliche Teile des öffentlich-rechtlichen Online-Angebots aufzugeben, nur um eine Kompromisslösung zu erreichen, so die Meldung weiter. Zu einer Beschränkung auf Audio- und Videoinhalte seitens der ARD sagte Konken: “Sie würden den eigenen Online-Journalismus unzumutbar amputieren und den Anforderungen an ihre journalistische Tätigkeit in diesem Feld nicht mehr gerecht.”

Weiter sagte er: “Texte, die Internet-Nutzern schnell einen Überblick geben und multimediale Inhalte verknüpfen, sind jedoch Grundbausteine des Online-Journalismus und müssen selbstverständlich auch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk genutzt werden können.” Es müsse ein gemeinsamer Kompromiss gefunden werden, der journalistische Qualität auf allen Plattformen ermögliche, so der Appell des DJV.

Über konkrete Ergebnis der Gespräche ist bislang noch nichts bekannt, allerdings habe man noch keine Einigung gefunden.